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Inhalt

Der Ucka Naturpark ist ein echter Geheimtipp für deinen Kroatienurlaub. Hierher verirren sich nur wenige Touristen Lust auf eine Rangertour? Hüpf auf meinen Beifahrersitz. Ich nehme dich mit auf einen spannenden Tag durch die Natur.

Ein Tag als Rangerin – Kroatienurlaub mal anders

Schon lange habe ich davon geträumt, einmal einen Tag als Rangerin durch die Natur zu streifen. Dieser Traum sollte in Erfüllung gehen und das nicht in der Wildnis Afrikas, sondern in einem Naturpark in Kroatien. Der Wecker klingelte mich gegen 8 Uhr aus dem Bett. Aufgeregt und voller Vorfreude auf den Tag, sprang ich flink aus den Federn und zog mir meine am Abend rausgelegte Hose und Shirt in Naturfarben an. Das Outfit einer Rangerin hatte ich schon mal. In meinem grauen 4×4 Geländewagen schlängelte ich mich die Serpentinen hinauf, bis ich das Schild des Besucherzentrums des Naturparks erspähte. Schnell das Auto geparkt, meine sieben Sachen geschnappt und zum Ranger hinübergelaufen.

Auf Rangertour im Ucka Naturpark

Einer von zwei Rangern des Ucka Naturpark wartete bereits auf dem Parkplatz auf mich. Das Auto wurde gecheckt, Scheibenwasser nachgefüllt und die letzten wichtigen Dinge wie Laptop und Fotofallen ins Auto geladen. Pünktlich um 10:00 Uhr saß ich im Land Cruiser auf dem Weg in den Naturpark. Was mich erwartet? 6 Stunden Ranger Abenteuer in der Natur.

Den höchsten Punkt des Naturparkes hatten wir nach circa 20 Minuten erreicht. Die letzten Meter mussten wir zu Fuß zurücklegen. Ich kämpfte mich durch einen riesigen Schwarm Mücken. Kaum zu glauben, dass ich es ohne einen einzigen Stich durch diese Wolke geschafft hatte. Parfum, Mückenschutz und Deo waren am heutigen Tag tabu. Tiere hätten mich sonst schon von weitem riechen können. Die Chance einer Tierbegegnung wollte ich mir nicht vermiesen. Ein steinerner Aussichtsturm markiert den Gipfel.

Den Blick in die Ferne schweifen lassen mit Wow Effekt

Wow, die Aussicht war gigantisch. Die Wetterverhältnisse waren gut. So konnten wir bis nach Istrien hinüberschauen und hatten einen guten Blick auf die Insel Cres. Auf der anderen Seite reichte der Blick bis nach Slowenien. Grüne Flächen, soweit ich Blicken konnte. Zwischen all den grünen Baumkronen erkannte ich kleine Waldwege. Ein Ort dessen Anblick mir viel Kraft gab. Ein leichter Wind wehte mir um die Nase und wehte mir die Haare ins Gesicht. Schnell band ich diese zu einem Dutt. Ranger Filip erklärte mir viel über den Ucka Naturpark. Er ist Biologe und liebt seinen Job. Das merkt man in jeder Minute, die ich mit ihm verbrachte. Seine Begeisterung schwappte sofort auf mich über.

Ucka Naturpark

Erst im Jahr 1999 wurde der Ucka Naturpark zu einem geschützten Gebiet erklärt. Mit einem Fernglas ausgestattet hielten wir Ausschau nach Waldbränden. Das war gar nicht so einfach. Immerhin erstreckt sich der Ucka Naturpark über eine Fläche von 160 km². 

Zahlreiche Wanderer durchstreifen das Gebiet und hinterlassen leider auch viel Müll. Am schlimmsten sind zerbrochene Glasflaschen, erklärte mir Filip. Das Glas heizt sich durch die Sonne auf, was in einer trockenen Wetterperiode zur Feuereentwachung ausreicht. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie schlimm solch ein Szenario war. Zum Glück konnten wir kein Feuer erkennen.

Wir ruckelten durch den Wald, bis mir schwindelig wurde

Weiter ruckelte der Land Cruiser mit der Rangeraufschrift eine Schotterpiste bergauf in den Wald hinein. Ich wurde ordentlich durchgeschüttelt. Wir befanden uns auf dem Weg zu einem Falkennest. Dort hängt eine Fotofalle. Ist das Nest bewohnt? Falls ja, würden wir uns wieder leise zurückziehen. Die Spannung stieg. Zwei Meter vor dem Nest stoppte der Wagen. Stille. Psssst… Filip legte seinen Finger auf die Lippen. Mit geschultem Blick sah er durch die Frontscheibe des Autos. Das Nest war leider nicht bewohnt. Wir stiegen aus, ließen die Autotüren geöffnet. Das Falkennest hing in etwa 5 m Höhe. Gekonnt kletterte Filip wie ein Äffchen den Baum hinauf. Ich konnte gar nicht glauben, dass er einfach so ohne Sicherung dort hinaufkletterte. Zwei Handgriffe später hatte er die Speicherkarte in der Hand und stand neben mir am Auto. Man merkte, das machte er nicht das erste Mal.

Fotofallenkontrolle im Ucka Naturpark

Was wohl im Falkennest vor sich ging? Wir würden es gleich erfahren. Der Laptop stand auf der Motorhaube und die Fotofalle hatte einige Aufnahmen zu bieten. Ein Eichhörnchen blickte neugierig in die Kamera, als würde es Hallo sagen wollen. Leider waren die Falken nicht ein einziges Mal am Nest. Dafür wurden allerhand Fahrzeuge fotografiert. Wir staunten nicht schlecht, dass sogar ein rotes Cabrio diese Schotterpiste bis hierhergeschafft hatte. Es waren zu viele Autos, die sich hierher verirrten. Filip speicherte die Fotos auf dem Laptop. Er wird in den nächsten Tagen ein Straßensperrschild anbringen, zudem der Weg nur wenige Meter weiter in einer Sackgasse endet. Und dann zeigte sich noch ein Siebenschläfer auf einem der Fotos. So ein putziges Kerlchen hätte ich gerne mal life in Farbe gesehen. Schnell wurden die Batterien gewechselt und die Kamera wieder am Baum mit Blick auf das Falkennest befestigt. Wir hatten noch 2 weitere Fotofallen vor uns zu kontrollieren und daher einen straffen Zeitplan.

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Wir fuhren immer tiefer in den wilden Wald hinein

Wir fuhren im gewohnten ruckeligen Style weiter durch den wilden Wald. Ein heftiger Regenschauer gefolgt von angenehm warmen Temperaturen hatte in den letzten zwei Wochen dafür gesorgt, dass der Naturpark in den schönsten Grüntönen leuchtete. Von der Vegetation her erinnerte mich der Ucka Naturpark an ein normales Waldgebiet in Deutschland. Ich genoss den Blick in die farbenprächtige Umgebung. Unsere dritte Station lag mitten auf einem verlassenen Waldweg. Wieder hielten wir etwas abseits und schlichen uns so leise es nur ging an die Fotofalle. Wer weiß, was sich noch in der Nähe rumtrieb. Weit und breit herrschte Stille. Nur das Rascheln des Windes im Geäst war unser stetiger Begleiter. Der Sound der Natur war für mich sowieso das schönste Lied. Schon jetzt war es für mich der perfekte Ausflug im Kroatienurlaub.

Hotspot für Wildlifemeetings

Über 500 Fotos und Kurzvideos befanden sich auf der Speicherkarte. Filip wirkte überrascht. Oft reicht ein Windstoß aus, um Blätter aufzuwirbeln, die dann wiederum die Fotofallen auslösen. Diese reagieren vie Infrarot auf Bewegungen. Die Wildkamera war auf ca. 1m Höhe an einem Baumstamm befestigt, mit Blick auf den Waldweg. In der letzten Woche war dieser Waldweg ein regelrechter Hotspot für Wildlifemeetings gewesen, wie sich beim durchstöbern des Bildmaterial herausstellte. Bis auf die Wildkatze sah ich alle im Naturpark lebenden Tiere. Dazu gehören Braunbären, Wildschweine, Rehe, Hirsche, Dachse und Wölfe. Wölfe kommen hier im Naturpark seltener vor. Umso mehr freute sich Filip, gleich ein ganzes Rudel als Fotobeweis zu haben. Das Grinsen in seinem Gesicht steckte an. Ich fühlte mich, als hätte ich all diese Tiere gerade hier gesehen. In mir tanzten die Endorphine eine wilde Glücksparty. Ich war gespannt, was vor der nächsten fotofalle vor sich ging.

 

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Stopp Nummer vier sollte der eigentliche Umschlagplatz für Tierbegegnungen im Ucka Naturpark sein. Die Schotterpiste führte uns weiter in das grüne Dickicht. Mittlerweile hatte sich mein Körper an die rasante Karussellfahrt gewöhnt. Neben der permanenten Durchschüttelei ging es bergauf und bergab in gleichmäßigem Tempo. Der Land Cruiser stoppte mitten auf der Straße. Bisher hatten wir nicht einen einzigen Wanderer getroffen. Der Park war so verwinkelt, weswegen sich nicht selten ein Spaziergänger verirrt, und die Orientierung verliert. Auch dafür ist der Ranger zuständig. Sobald das Besucherzentrum einen Notfunk via Telefon erhält, wird ein Suchtrupp losgeschickt. Auch bei der Aufspürung von Vermissten sind sie ein wichtiger Teil, da sie den Naturpark wie ihre Westentasche kennen. Leider finden sie nicht immer alle Vermissten lebend.

Kontrolle der letzten Fotofalle

Gebannt lauschte ich den ungewöhnlichen und zum Teil erschreckenden, aber auch schrägen Geschichten während der Fahrt. Ein Kroatienurlaub kann auch Abenteuer pur sein. Aus den Gedanken gerissen öffnete Filip die Tür. Beinahe hatte ich vergessen, dass wir noch eine Fotofalle kontrollieren mussten, so versunken war ich in der Gedankenwelt. Filip pfiff einmal laut in den Wald hinein, was mich zusammenzucken ließ. Das kam für mich überraschend. In diesem Gebiet streifen Braunbären umher. Das laute Pfeifen sollte unsere Anwesenheit ankündigen. Einen Braunbären, womöglich noch mit Jungtieren zu überraschen ist keine gute Idee, niemals. Mein Herz pochte ein wenig aus dem Takt und schneller als gewohnt. Ich spürte förmlich, wie mein Adrenalinpegel nach oben schnellte. Querfeldein stapften wir einen Berg hinunter, stets meine Umgebung im Scannermodus im Blick. Ich hatte Mühe nicht auf dem feuchten Laub auszurutschen. Eine Lichtung war in Sicht.

 

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Dort, an einer kleinen Quelle war die Wildkamera befestigt, gesichert mit einem Schloss. Leider werden die Wildkameras immer häufiger entwendet. Durch den permanenten Wasserlauf kommen alle Tiere hierher zum Trinken. Die Kamera hatte allerdings nichts aufgezeichnet. Der Akku hatte seine Zeit hinter sich. Zum Glück hatte Filip vorgesorgt. Er zog eine Ersatzkamera aus seiner Hosentasche und befestigte diese an gewohnter Stelle. Mein Blick schweifte währenddessen immer wieder über die Lichtung Richtung Waldrand. Einem wilden Bären oder Wolf wollte ich jetzt nicht unbedingt begegnen oder vielleicht doch? Im Ucka Naturpark ist alles möglich.

 

Auf der Suche nach dem Luchs und Flüchtlingen

Der Teil, der sich Vernunft nennt, sagte eindeutig Nein. Die Abenteuerlust in mir schrie lauthals Ja. Doch es passierte nichts. Ich schleppte mich mit meiner Kamera um den Hals gebunden den ganzen Hügel wieder hinauf zum Auto. Filip erzählte mir währenddessen, dass am darauffolgenden Tag eine Vogelzählung anstand. Zusammen mit seinem Rangerkollegen wird er in den Wald fahren und über einen Lautsprecher männliche Vogelstimmen erklingen lassen. Männliche Vögel reagieren auf die Rufe und kommen im Besten Falle vorbeigeflogen. Dies nutzen sie, um zu erfassen, welche Vogelarten im Učka Naturpark angesiedelt sind. Besonders die Krähen sollen sehr angriffslustig sein. Spannend. Mittlerweile hatten wir den Naturpark einmal durchquert. Auf dem Weg zu unserem nächsten Stopp hielten wir an einer kleinen Steinhütte an, die mitten im Wald stand. Ich hätte sie nicht gesehen, so gut getarnt war sie. Warum wir einen kurzen Blick in die Hütte warfen? Dies hatte zwei Gründe. Es gibt einen Luchs, der immer mal wieder das Gebiet durchstreift. Durch Auswertungen der Fotofallen war bekannt, das dieser die Hütte als Unterschlupf nutzte. Frische Luchsspuren fanden wir keine. Der Luchs ist nicht der Einzige, der den Schutz der Hütte schätzte. Regelmäßig versteckten sich Flüchtlinge in dem Steinhaus, die illegal die Grenze durch die Wälder überquerten. Die Hütte war leer.

Der letzte Stopp – Zeit für eine Pause mit Weitblick

Unser letzter Halt der Tour sollte eine weitere Anhöhe am anderen Ende des Parks sein. Wir ließen den Wald zu Fuß hinter uns und stiegen bergauf auf einen Hügel. Weiße Felsen ragten aus dem satten Grün. Dazwischen blühten wunderschöne Blumen, die wie richtige Farbkleckse wirkten. Nach einem kurzen Anstieg genoss ich eine weitere atemberaubende Aussicht. Auch hier nutzten wir wieder unsere Ferngläser, um Ausschau nach Waldbränden zu halten. Zum Glück erspähten wir weder Rauch noch lodernde Flammen dafür aber einen Steinadler. Majestätisch ließ er sich vom Winde tragen, bis er sich schließlich auf einem Ast niederließ. Was für ein wunderschönes Tier, dachte ich. Er scannte seine Umgebung ab und hob nur wenige Sekunden später wieder ab in die Lüfte. Da flog er, auf und davon. Ich sah im hinterher mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ja, sowas kann man ebenfalls in einem Kroatienurlaub erleben. 

Kroatienurlaub
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Steinadler

Wir ließen uns auf den Felsen nieder und aßen unsere mitgebrachten Sandwiches. Mittagspause mit Aussicht. Das gefiel mir. Der Rangertag neigte sich damit aber auch dem Ende zu. Wir benötigten sicherlich noch eine Stunde durch das Gebiet zurück zum Besucherzentrum. Die Zeit verging wie im Fluge und viel zu schnell. Wehmütig stieg ich zurück in den Geländewagen. Gedanklich schwirrten die Eindrücke in meinem Kopf umher. In den Erlebnissen des Tages versunken wurde ich ein weiteres Mal abrupt in die Realität zurück katapultiert. Nur wenige Minuten nachdem wir den Rückweg angetreten waren, stoppte Filip den Land Cruiser so abrupt, dass ich im Gurt hängen blieb. Vor uns auf der Straße erblickten wir einen Schatten, einen großen Schatten. Es war ein wahrhaftiger Gänsehautmoment.

Das Beste kommt zum Schluss

Schnell versuchte ich mich vom Anschnallgurt zu befreien und lautlos aus dem Auto zu springen. Beinahe gleichzeitig blickten wir in den Himmel. Über uns kreiste ein Gänsegeier. Wow. Jetzt bekam ich noch ein wenig Wildweststimmung geboten. Eigentlich lebt eine kleine Kolonie von Gänsegeiern auf der Insel Cres. Dort gibt es zudem ein Gänsegeierrehabilitationszentrum. Filip stieß einen Freudenjauchzer hervor. Er konnte es kaum fassen. Einen Gänsegeier hatte er zuvor in dieser Gegend rund um den Ucka Naturpark noch nicht gesehen, lediglich an einem anderen Punkt des Naturparks. Es schien, als würden sie sich auch hier ansiedeln. Wir genossen in purer Stille die einmalige Flugshow. Das Beste kommt zum Schluss. Ein Spruch der am heutigen Tag zu Einhundert Prozent überzeugte.

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Kroatien

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