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Inhalt

Als ich das erste Mal vom Kumari Kult in Nepal hörte war ich sprachlos, ja sogar fassungslos. Ist es ein kultureller Glaube, den wir respektieren, missachten oder sogar verurteilen sollten? Wie ist das ganze menschenrechtlich vertretbar? Ist es das überhaupt?

Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Ich möchte in diesem Artikel auf den Kumari Kult aufmerksam machen und informieren.

Die Kumari

Kumari bedeutet wörtlich übersetzt Mädchen. Sie wird als Wiedergeburt der Schutzgöttin Taleju verehrt. Es ist eine Tradition, die bis in das 13. Jahrhundert zurück reicht. Selbst die Könige und noch heutige Staatsoberhäupter verehren sie. Jede ihrer Regungen zeigt den Menschen, ob Glück oder Unheil droht. Es gibt tatsächlich mehrere Kumaris, doch die in Kathmandu ist die wichtigste, da sie als Orakel des entmachteten Königs gilt.

Wie lange ist eine Kumari eine Kumari?

Eine Kindsgöttin kann nicht ewig regieren. So gibt es eine einfache Formel. Eine Kumari ist so lange eine Kumari bis ihre erste Menstruationsblutung einsetzt. Dann gilt sie als unrein und muss den Tempel verlassen. Dann wird eine neue Kumari gesucht.

Wie wird ein Mädchen zur Kumari?

Ein Komitee begibt sich auf die Suche im ganzen Land. Im Säuglingsalter werden Mädchen anhand von 32 Schönheitsmerkmalen und ihrem Horoskop ausgewählt. Sie müssen schön und makellos aussehne.

Sie müssen zahlreiche Prüfungen bestehen, um so ihre göttliche Bestimmung zu beweisen. Bei einer Prüfung werden sie z.B. in einen dunklen Raum eingesperrt. Es erklingen düstere Geräusche und Männer mit Masken tanzen um sie herum und zeigen abgetrennte Büffelköpfe. Die Kumari darf keine Regung zeigen und unerschrocken sein. Nur dann darf sie mit Erlaubnis der Eltern in den Tempel einziehen.

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Das religiöse Ritual

In einem religiösen Ritual wird das auserwählte Mädchen zur Kumari geweiht. Ein hinduistischer Priester zieht das Mädchen aus und wäscht sie von all ihren Erfahrungen rein. Die letzte Kumari wurde mit gerade mal drei Jahren zur Kindsgöttin gemacht.

Der Alltag im Tempel

Der Alltag im Tempel sieht für ein Kind sehr trist aus. Die Kumari darf den Tempel nämlich nur zu besonderen Anlässen verlassen. Ihre Füße dürfen den Boden nicht berühren, weshalb sie ständig getragen wird. Lachen isst ebenfalls verboten, genauso wie sprechen. Sie darf nur mit Geschwistern im Tempel spielen. Jeden morgen beginnt ihr Tag mit einem aufwändigem Make up. Ihr wird ein drittes Auge auf die Stirn gemalt. Dann empfängt sie Besucher um sie zu segnen. Mittlerweile erhalten die Kumaris privaten Schulunterricht, was nicht immer so war.

Die Kumari in Kathmandu

Die Kumari in Kathmandu ist wie schon erwähnt, die bedeutenste. Jeden Tag zeigt sie sich für einige Sekunden am Fenster des Kumari Devi Tempels. Ich selber war auch an diesem Tempel, habe die Kumari aber nicht gesehen. Touristen kommen hier wirklich in Scharen hin um sie zu erblicken. Ich finde es gruselig ein Kind in einen Tempel zu sperren und eine Touristenattraktion daraus zu machen.

Nach dem Amt

Sobald die erste Regelblutung einsetzt, muss die Kumari den Tempel verlassen. Die Mädchen müssen vieles neu erlernen wie z.B. das eigenständige laufen und sprechen mit anderen Menschen. Teilweise haben sie diese Dinge über 10 Jahre nicht getan. Plötzlich haben sie ein normales Leben, welches sie nicht kannten.

Vom Staat erhalten sie eine kleine Pension. Eltern sind sehr stolz darauf, wenn ihre Tochter eine Kumari war. Verheerend für die dann jungen Frauen ist, dass kein Mann eine ehemalige Kumari heiraten wird. Was hat eine nicht verheiratete Frau für einen Status in Nepal? Keinen. Bleibt zu hoffen das auch das sich bald ändern wird.

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Nepal

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